Immer wieder faszinieren mich Überlegungen über Zukunft sowie die Veränderung des eigenen Lebens und der Gesellschaft. Zukünftige Entwicklungen werden maßgeblich durch die Art und Weise beeinflusst, wie wir mit den heutigen Aufgaben und Herausforderungen umgehen. Doch wie sind diese am besten zu meistern? Sind es Experten die Antworten und Lösungen auf unsere Fragen und Probleme haben?
Wohl eher nicht wenn man der Theorie von James Surowiecki in dem 2004 erschienenen Buch Die Weisheit der Vielen folgt, die besagt, dass die kumulierten Informationen einer Gruppe besser sind als die Aussagen Einzelner. So hatte bereits der britische Wissenschaftler Francis Galton im Jahr 1906 das Gewicht eines Ochsen von einer Gruppe von über 800 Leuten schätzen lassen. Galton fand, dass deren Durchschnittswert nur ein Pfund neben dem tatsächlichen Gewicht lag.
Weisheit im Trend
Dieses bemerkenswerte Phänomen ist mittlerweile Grundlage für zahlreiche neue Trends die sich gerade im Netz verstärkt abzeichnen und die dazu beitragen eine gemeinsame Intelligenz der Menschen aufzubauen:
- Publikumjoker sind nur ein kleiner Teil dessen was an Wissen in den Menschen nach außen getragen wird. Doch als anschauliches Praxisbeispiel kann sich jeder etwas darunter vorstellen, wie dem Kandidaten somit die richtige Antwort vorgegeben wird.
- Crowdworking: Komplexe Aufgaben werden in kleinste durchführbare Mikrojobs unterteilt und an die Masse delegiert. Somit arbeiten viele Menschen an einem größerem Projekt zusammen
- Bei Prediction Markets werden Prognosen auf zukünftige Entwicklungen mittels virtueller Märkte und Spielgeld erstellt. Hierbei wird bei der Bewertung und Selektion auf das Urteil aller Teilnehmer eingegangen.
- Crowdfunding ermöglicht den Initiatoren von neuen Vorhaben in einer Community finanzielle Unterstützung zu erhalten. Somit entstehen neue Projekte, die womöglich ohne die breite Zustimmung niemals entstanden wären.
- Social News entstehen dadurch das die Leser gemeinsam entscheiden welche Information sie bekommen wollen. Durch Empfehlungen werden die relevanten Beiträge nach oben gepusht.
- Mittlerweile müsste Wikipedia jedem ein Begriff sein. Auf dieser Plattform teilen Menschen ihr Wissen mit allen anderen Internetusern.
Das Internet fungiert bei der gemeinsamen Ausbildung von Intelligenz wie ein großes Gehirn, in dem der Nutzer als einzelne Nervenzelle angesehen werden kann. Das Internet ermöglicht als Nervenbahnen den Kontakt und die Vernetzung. Somit entstehen die passenden Synapsen zwischen den einzelnen Nutzern/Nervenzellen, die das Gehirn für seine Tätigkeit braucht. Der Effekt der entsteht: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Je mehr Nutzer an einer Sache arbeiten umso effektiver ist das System und bildet neue Eigenschaften und Strukturen (Emergenz).
Was sollte beachtet werden, wenn man auf die Weisheit der Vielen zurückgreift?
Nach Prof. Jan Lorenz ist folgendes zu berücksichtigen:
- Möglichst viele unterschiedliche Leute/Quellen (müssen keine Experten sein) um einen systematischen Fehler zu vermeiden.
- Die Teilnehmer dürfen, bevor sie ihre Meinung abgegeben haben noch nicht die Aussagen von den anderen gehört haben und sich dadurch beeinflussen lassen.
Aktueller Fernsehbeitag
Einen ausführlichen Beitrag zu den vorgenannten Themen wurde am 10.4.11 bei Neues veröffentlicht: